Kreuz-Kirchengemeinde2
Die Kreuzkirche

Der Altarraum

(vielen Dank an Jürgen Gesing für den Text)

Der Innenraum der Kreuzkirche ist insgesamt 44 m lang und 15 m hoch und bietet etwa 850 Gläubigen Platz. Bewegt man sich auf den Mittelpunkt der Kirche, den Hauptaltar, zu, erblickt man rechts und links die breiten Seitenemporen, die das Querhaus bilden und zusammen mit dem Chor- und Altarraum die Kreuzform des Kirchenschiffes entstehen lassen. Große und kleine dimmbare Radleuchten erhellen den Raum und verleihen ihm einen feierlichen Charakter.

Die neugotische Kanzel der Kreuzkirche wurde bei der Renovierung so belassen. In der heutigen Zeit ist für die Akustik im Raum eine erhöhte Kanzel nicht mehr vonnöten. In der Regel werden nun die Predigten vom Stehpult aus gehalten. An diesem Ambo werden auch durch Presbyter Eingangsvotum, Schriftlesung, Glaubensbekenntnis und Abkündigungen gesprochen. Der Ambo trägt ein Antependium, das in der liturgischen Farbe des jeweiligen Sonntags (grün, rot, violett oder weiß) auf die Zeit im Kirchenjahr verweist.

Im Altarraum hat die letzte Renovierung im Jahre 2006 ihre deutlichsten Spuren hinterlassen. Umgestaltungen von Kirchenräumen spiegeln nicht nur den jeweiligen Zeitgeschmack. Voraus gehen intensive Überlegungen und Auseinandersetzungen, die ein neues Aneignen und Nachvollziehen des Glaubens reflektieren. In diesem Prozess wurde die Gemeinde unterstützt durch die Architekten Dirk Boländer und Gido Hülsmann aus Bochum und Warburg, die sich bestimmten Prinzipien japanischer Architektur und Philosophie, genannt Soan, verbunden fühlen. Diese Prinzipien finden ihren Ausdruck in Klarheit, Einfachheit und Reduzierung auf das Wesentliche in der Konzeption sowie Sorgfalt und hohe Materialqualität in der Ausführung. Die farblichen Akzente im neu gestalteten Altarraum der Kreuzkirche liegen auf den Farben Rot, Gold und Schwarz, sie prägen aber auch die Leuchtkraft der Fenster.

Die Neukonzeption des Altarraums nimmt sowohl thematisch als auch farblich Bezug auf die Chorfenster. So findet sich das Thema des Bundes Gottes mit den Menschen nicht nur in den Fenstern, sondern auch in den Texten des Altarkreuzes wieder. So entsteht ein homogenes Gesamtkonzept, das den Kirchen – und Gottesdienstbesucher ästhetisch anspricht und zu ruhiger Besinnung einlädt.

Taufbecken und Altar sind in Farbe und Material deutlich aufeinander bezogen. Das alte Sandsteintaufbecken der Kreuzkirche stand seitlich im Altarraum. Das neue Taufbecken ist in die Mitte gerückt. Ein leuchtend roter Teppich verbindet sinnfällig Taufe und Abendmahl – die beiden Sakramente. Getauft wird nun in der Mitte der Gemeinde – in die Gemeinde hinein. Um dieses Taufbecken versammelt sich auch die Gemeinde zum Empfang des heiligen Abendmahls. Daneben steht die Osterkerze, die am Ostermorgen als erstes Licht in die dunkle Kirche getragen und dann in jedem Gottesdienst entzündet wird. Um das Taufbecken gibt es einen großen Halbkreis aus Stühlen, deren schwarze Lederbezüge farblich mit den aus schwarz eloxiertem Aluminium gearbeiteten Prinzipalstücken Taufbecken, Kerzenhalter und Altarkreuz korrespondieren.

Über drei Stufen erreicht man den Altarraum, in dessen Zentrum der Hochaltar steht. Der neugotische Altartisch aus Sandstein, der nach dem Zweiten Weltkrieg nur mit einem großen, schlichten Holzkreuz versehen war, trägt nun ein Metallkreuz, das aus vier Textfeldern gebildet wird, deren Texte aus dem Alten (1.Mose 9, 5.Mose 6) und Neuen Testament (Phil 2, Off21) stammen und thematisch auf den Bund Gottes mit den Menschen hinweisen. Das Kreuz und die Texte werden erst durch den dahinter aufscheinenden goldenen Altaraufsatz erkennbar, so wie wir Gottes Wort und Wirken nicht aus uns selbst heraus verstehen und deuten können, sondern nur im Lichte Gottes. Der dreiteilige Altaraufsatz erinnert an mittelalterliche Flügelaltäre. Er ist aus Holz gefertigt und mit 30 Gramm ausgewalztem 24-karätigem Blattgold überzogen. Karfreitag werden die Seitenflügel zugeklappt, so dass ihre schwarzen Rückseiten sichtbar, aber zugleich vom Gold des höheren Mittelteils überragt werden – ein Symbol dafür, dass der Tod nicht das Letzte ist. Die neuen Prinzipalstücke wurden in der Abtei Königsmünster in Meschede unter der Leitung von Pater Abraham Fischer gefertigt.

Der Altarraum mit seiner sechseckigen Apsis wird abgeschlossen und bekrönt durch fünf 8 Meter hohe Buntglasfenster, die in den Jahren 1951 bis 1953 von dem Maler und Grafiker Rudolf Fuchs (1892 bis 1985) aus Diez an der Lahn entworfen und von der Werkstatt der Münchener Hofglasmalerei Gustav van Treeck hergestellt und eingebaut wurden. Alle Fenster sind Maßwerkfenster, die in ihrem Spitzbogen eine Rose in Form eines Sechspasses (sechs nach außen weisende Kreisbögen) bilden.

Die mittleren drei Fenster zeigen Szenen aus dem Neuen Testament, die jeweils dreiteilig aufgebaut sind und in deren Mittelpunkt die Person Jesu Christi steht. Die Außenfenster rechts und links stellen Szenen aus dem Alten Testament dar.

Die beiden alttestamentarischen Fenster sind nur vom Altarraum aus zu sehen.

Die Faszination der Fenster entsteht nicht nur bei direkter Betrachtung. Wenn man das Glück hat, dass gerade die Sonne hereinscheint, dann werden die Farben auch an den Säulen der Kirche reflektiert.

Weitere Details zu den Fenstern sowie Nahaufnahmen finden Sie im Themengebiet Kirchenfenster.